Aus der Westfalenpost Hagen vom 21. Juni 2017:
Text: Mike Fiebig
HASPE. Es grenzt an ein medizinisches Wunder. Dass Mandy Linde nicht nur lebt, sondern auch ihr Gehirn funktioniert, ist eine Sensation.
Es dürfte eines der größten medizinischen Wunder sein, das in dieser Stadt jemals geschehen ist. Mandy Linde (27) lebt. Und das, obwohl sie schon tot war. Dass die junge Frau und Mutter zweier Kinder nach über zwei Wochen aus dem Koma erwacht ist und wieder der Mensch ist, der sie war, ist selbst für die erfahrenen Ärzte im evangelischen Krankenhaus Haspe unglaublich. Und lässt Tausende Menschen in Hohenlimburg und im Rest der Stadt, die mit der Familie gebangt und geweint haben, erleichtert aufatmen.
13. Mai dieses Jahres: Mandy Linde freut sich auf die Saisonabschlussfeier mit ihren Handballmädels im Freibad Henkhausen. Ein Babysitter für die Kinder ist gefunden. Endlich mal wieder ein Abend, an dem ihr persönlicher Spaß im Vordergrund steht. „Denk mal nur an dich“, gibt ihre Mutter ihr mit auf den Weg. Als Mandy um 21.10 Uhr noch einmal mit ihrer Mutter telefoniert, scheint die Welt in Ordnung. Eine Viertelstunde später ist sie tot. Was Mandy Linde nicht weiß: Sie hat sich eine Herzmuskelentzündung eingefangen. Sie bleibt von ihr unbemerkt, ruft aber plötzliche Rhythmusstörungen und Kammerflimmern hervor. Der plötzliche Herztod geschieht.
Krankenschwester ist sofort zur Stelle
Nennt man es Wunder, Schicksal, Fügung? Als Mandy Linde zusammenbricht, fängt ihre Freundin Beate Bauer, selbst Krankenschwester, sofort mit einer Herzmassage an. Freunde und Helfer wie der Rettungssanitäter Christian Marx packen mit an. Dirk Sinkmann, Sandra Rost, Florian Hake – für Mandy Linde werden sie zu Helden des Moments. Der wenige Minuten später eintreffende Notarzt kann Mandy nur lebensrettend weiterbehandeln und reanimieren, weil die Ersthelfer genial reagieren.
Nur eine zehnprozentige Chance
Im evangelischen Krankenhaus in Haspe wird Mandy ins Koma versetzt. Sie bleibt zwei Wochen lang darin liegen. Niemand kann sagen, was die Minuten ohne Sauerstoff im Gehirn angerichtet haben. Die Ärzte, das Team der Intensivstation, sie alle versuchen alles. „Aber es gab nur eine zehnprozentige Chance, dass sie wieder aufwacht und ohne Schäden sein wird“, sagt Chefarzt Dr. Kaffer Kara.
24 Stunden wird Mandys Körper auf 33 Grad heruntergekühlt, damit das Hirn möglichst wenig Sauerstoff verbraucht. Nach zwei Wochen, bei einem Versuch, sie aufzuwecken, öffnet Mandy Linde plötzlich ihre Augen. Sie reagiert. Sie schaut in das Gesicht ihrer Mutter und haucht: „Mama.“
reha beginnt am Freitag in der Klinik Ambrock
Mandy Linde ist wieder da. Und sie ist, mit leichten Startschwierigkeiten im Bereich des Gedächtnisses und der Motorik, immer noch der Mensch, der sie war. Eine am Freitag beginnende Reha in Ambrock – da ist sich Chefarzt Kara sicher – „wird sie wieder ganz die Alte werden lassen.“
Mandys Stimme ist brüchig, wenn sie über die Menschen spricht, die geholfen haben. „Die Ersthelfer, die Ärzte, das Team der Intensivstation. Ich möchte ihnen allen danken“, sagt sie, „ich komme zurück. Für meine Kinder, meine Familie. Ich werde kämpfen.
>> Defibrilator unter die Haut gesetzt
Linde wurde ein Defibrilator unter die Haut gesetzt. Das Gerät wird künftig gegensteuern, wenn Probleme mit dem Herzen auftreten sollten.
Auf den Tag genau 6 Monate später durfte ich die Übungsleiter der HSG Hohenlimburg am 13. November in der Laienreanimation ausbilden. Natürlich war Mandy auch dabei! Ein sehr emotionaler Abend, den alle nicht so schnell vergessen werden. Weitere Veranstaltungen mit den Jugendmannschaften sind geplant.