Seit Freitag haben auch die Menschen in Bad Berleburg (Aue) einen voll funktionsfähigen Lebensretter, der an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden lang einsatzbereit ist: Am Bürogebäude des Abfuhrbetriebes Treude ist ein nagelneuter Defibrillator angebracht, der ganz bewusst frei zugänglich ist. Das Unternehmen im Industriegebiet „Zum Heilbach“, wo allein viele Menschen leben und arbeiten, hat sich der Unterstützung der Aktion „Ein Leben retten“ bedient, einer Initiative von Berufsverband Deutsche Anästhesisten und Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. „Wir haben uns schon vor Jahren von Weihnachtsgeschenken für unsere Kunden verabschiedet und möchten das Geld lieber der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“, sagt Ilka Sabisch für den Betrieb aus der Wertstoffbranche. Es seien in der Vergangenheit Spenden dabei gewesen, unter anderem für das Kinderhospiz in Olpe, diesmal sei die Entscheidung für den Defibrillator gefallen. Denn: „Jeder kann Leben retten.“ In Wingeshausen sei der „Defi“ ja schon seit Jahren an der Volksbank installiert, jetzt verfüge auch Aue über die so wichtige Infrastruktur.
Die Mitarbeiter des Unternehmens wurden am Freitag von Jens Schilling geschult, der für die Aktion „Ein Leben retten“ unterwegs ist: „Wir gehen in die Schulen und Unternehmen.“ In Zeiten von Corona passiere das allerdings anders als gewohnt – aktuell sei nur die Schulung am Gerät möglich, die praktischen Übungen müssten verschoben werden, weil dabei natürlich die Abstände nicht einzuhalten seien. Allerdings sei eines auch klar: „Die Menschen werden trotz Corona Schlaganfälle oder Herzinfarkte bekommen. Es wird ja deshalb keine Pause eingelegt.“ Jens Schilling unterstrich, dass die Menschen, die ausgebildet seien, im Notfall schneller und selbstbewusster anpackten. Die Quote, dass im Ernstfall ein Leben durch einen Laien gerettet werde, liege in Deutschland bei 40 Prozent. Das A und O dabei sei die Herzdruckmassage – sie verdreifache die Wahrscheinlichkeit des Überlebens. Wichtig sei, so Jens Schilling, die Multiplikation der Mitarbeiter, die geschult worden seien: „Sie tragen ihre Informationen weiter in die Familien und die Freundeskreise.“ Das sei gerade in ländlichen Gebieten von größer Bedeutung, wo die Rettung durch Fachkräfte möglicherweise einige Minuten länger dauere.
Generell arbeite die Initiative „Ein Leben retten“ daran, noch früher anzusetzen, in den Schulen. „Wir sind in Nordrhein-Westfalen dran, das in die Praxis umzusetzen, aber das geht gerade durch Corona komplett unter.“ Falsch machen könne, so Jens Schilling, ohnehin niemand etwas mit dem „Defi“. Der einzige Fehler generell sei, im Ernstfall nichts zu tun. „Das Geräte spricht mit seinem Nutzer und erklärt jeden Schritt. Es kann nichts schief gehen.“
Text: Wirsindsiegen.de