Ist das Glas halb voll oder halb leer? Deutsche Laienreanimationsquote bleibt unverändert. GRC setzt neue Ziele bis 2025.

Mehr als 70.000 Menschen jährlich erleiden deutschlandweit außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand. Da der Rettungs- dienst durchschnittlich acht bis zehn Minuten benötigt bis er eintrifft, kann man mit einer Herzdruckmassage lebensrettende Maßnahmen ergreifen. Die sogenannte Laienreanimation kann Tausende von Leben retten – so wie es bei der Fußball-EM Millionen von Menschen live im Fernsehen mitverfolgen konnten. In Deutschland helfen aber noch zu wenige. Die vom Deutschen Reanimationsregister veröffentlichte Laienreanimationsquote für 2020 bleibt unverändert.

Jährlich erleiden über 70.000 Menschen deutschlandweit außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand. Nur jeder zehnte Betroffene überlebt. Denn bei einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand kommt es innerhalb von drei bis fünf Minuten zu irreversiblen Schäden im Gehirn, wenn keine Herzdruckmassage durchgeführt wird. Der Rettungsdienst benötigt hingegen durchschnittlich acht bis zehn Minuten und kommt somit beim Herz-Kreislaufstillstand meist zu spät. Umstehende Personen, die in mehr als der Hälfte der Fälle anwesend sind, können durch sogenannte Laienreanimation die Zeit bis zum Eintreffen des professionellen Rettungssystems ganz einfach überbrücken. Eine gut ausgeführte Laienreanimation in Form der Herzdruckmassage versorgt das Gehirn weiter mit Sauerstoff und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit der PatientInnen um das Dreifache.

Der Deutsche Rat für Wiederbelebung e.V. (German Resuscitation Council; GRC) und viele andere setzen sich seit Jahren dafür ein, dass mehr Menschen in Sachen Laienreanimation aufgeklärt und ausgebildet werden. Mit Erfolg!
Die Laienreanimationsquote lag 2012 zu Beginn der Ausbildungs- und Aufklärungsaktivitäten deutschlandweit bei unter 20%. Das Deutsche Reanimationsregister der DGAI hat die Zahlen für das Jahr 2020 nun bekannt gegeben. Demnach lag 2020 die Laienreanimationsquote bei 40,4%. Ein erhebliches Wachstum von über 20% in acht Jahren.

Wir sind noch lange nicht am Ziel!
Jedoch liegen wir mit dieser Laienreanimationsquote von 40,4% in Deutschland deutlich unter den Quoten anderer europäischer Länder. So wird in Schweden oder in den Niederlanden sogar eine Quote von bis zu 80% erreicht. Der GRC organisiert als gemeinnütziger Verein und unterstützt mit seinen Arbeitsgruppen viele tolle Projekte rund um das Thema Wiederbelebung und hofft damit die Laienreanimationsquote in den nächsten Jahren nochmal deutlich anzuheben.

Der GRC hat in diesem Jahr die GRC-Meilensteine (https://www.grc-org.de/ueber- uns/vereinshistorie) zusammengetragen. Darunter sind sehr beeindruckende Zahlen und tolle Ereignisse, die erreicht wurden. Der GRC möchte gemeinsam mit seinen Mitgliedern, Mitgliedsorganisationen, Fördermitgliedern und Businesspartnern die Reanimationsversorgung über die gesamte Rettungskette weiter optimieren und hat sich für die nächsten Jahren auch ganz konkrete Ziele gesetzt. Diese sind:

• Gemeinsam zusätzlich 10.000 Menschenleben pro Jahr in Deutschland retten

• Eine Laienreanimationsquote von über 65 % im Jahr 2025 erreichen

• Bundesweit alle Schülerinnen ab der 7. Klasse in Wiederbelebung ausbilden

• Ausbildung von medizinischem Personal, Rettungskräften, Mitarbeiterinnen in
der Pflege und in Unternehmen, Lehrer*innen, u.v.a.

• Schulung von Laien durch Hilfsorganisationen in zertifizierten
Reanimationskursen

• Bundesweite Unterstützung durch Ersthelfer-Alarmierungssysteme

• Flächendeckendes Netz von zertifizierten Cardiac Arrest Centern

• Aufbau einer deutschlandweiten AED-Datenbank

Der Vorstandsvorsitzende des GRC und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Köln, Univ.-Professor Bernd W. Böttiger, zeigt sich stolz: „Das ist eine beeindruckende Entwicklung und bringt uns unseren Zielen ganz nah. Wir werden so jedes Jahr 10.000 Menschenleben zusätzlich retten.“

Quelle: Pressemitteilung des GRC vom 21.06.2021

Der GRC wurde im Dezember 2007 gegründet und zählt mittlerweile knapp 1.400 Mitglieder, 17 Mitgliedsorganisationen, 30 Fördermitglieder und zahlreiche Businesspartner. Ziel des GRC ist es, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Personen, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Wiederbelebung befassen, zu unterstützen, zu fördern und zu harmonisieren.