Nach einer Studie erschwert die stabile Seitenlage das frühzeitige Erkennen eines Atemstillstands und verzögert den Beginn der Herzdruckmassage.
Durch die stabile Seitenlage wird der Mund einer selbstständig atmenden bewusstseinsgetrübten oder bewusstlosen Personlosen zum tiefsten Punkt des Körpers. Damit wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden und Erbrochenes oder Blut ablaufen kann. Der Betroffene wird so vor Aspiration bewahrt. Zu den vordringlichen Maßnahmen in der Notfallversorgung bewusstloser Patienten gehört es aber, das allmähliche Versagen der Atmung zu erkennen, um sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Hierfür wird in den Leitlinien zur Reanimation des European Resuscitation Council empfohlen, den Kopf des Patienten nach hinten zu überstrecken (Head Tilt Chin Lift-Position, HTCL).
Zu erkennen, ob die Spontanatmung allmählich nachlässt und schließlich sistiert, ist allerdings nicht immer einfach – insbesondere bei Patienten in stabiler Seitenlage. Wird dadurch eventuell die lebensrettende Herzdruckmassage verzögert? Dieser Frage sind spanische Notfallmediziner in einer Studie nachgegangen (1). Hierfür wurden 59 Studenten in 2 Gruppen eingeteilt: 1 erhielt einen standardisierten kardiopulmonalen Reanimations-Auffrischungskurs einschließlich der stabilen Seitenlagerung, die andere einen modifizierten Kurs mit kontinuierlicher Kopfneigung und Kinnanhebung der Patienten.
Eine Woche später erfolgte ein Simulationstest, um die Bewertung der Atmung zu überprüfen. Freire-Tellado und Kollegen stoppten, wie schnell die Probanden in einer simulierten Notfallsituation den einsetzenden Atemstillstand eines Bewusstlosen bemerkten. Binnen 2 Minuten schafften das 14 von 27 Studienteilnehmern bei Seitenlagerung (51,85%) und 23 von 28 bei Lagerung in HTCL-Position (82,14%, p=0,006). Je 2 Probanden in beiden Gruppen hatten sofort nach Beginn der Notfallsimulation trotz normaler Atmung mit der Herzdruckmassage begonnen. „Die stabile Seitenlage behinderte die Einschätzung der Atemtätigkeit und verzögerte das Erkennen des Atemstillstands“, kommentieren die Autoren die Resultate ihrer Studie. Im Vergleich zur HTCL-Position habe dies den Beginn der Herzdruckmassage verzögert und die Wahrscheinlichkeit erhöht, nicht mit der kardiopulmonalen Reanimation zu beginnen.
Das dazugehörige Interview mit Prof. Dr. med. Bernd W. Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Köln und Vorstandsvorsitzender des GRC findet Ihr hier im Ärzteblatt:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/189105/Stabile-Seitenlage-Nicht-unbedingt-lebensrettend
Quelle Text:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/inhalt?heftid=6091
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