Berlin – Die Gesellschaft sollte stärker über die Frauenherzgesundheit aufgeklärt werden, damit Symptome rechtzeitig erkannt werden und eine medizinische Behandlung Schlimmeres verhindern kann. Dafür warben kürzlich die Healthcare Frauen gemeinsam mit der Herz-Hirn-Allianz und weiteren Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens.
Insbesondere beim Herzinfarkt weichen die weiblichen Symptome den Fachfrauen zufolge von den klassischen und bekannten Brustschmerzen ab und äußerten sich vielmehr in Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schmerzen im Oberbauch.
Die Anzeichen seien nicht nur den Patientinnen oft unbekannt und würden falsch eingeschätzt, auch den Ärztinnen und Ärzten mangele es häufig noch am Bewusstsein für die abweichende Symptomatik des weiblichen Herzinfarktes, gaben die Expertinnen zu verstehen. „Der Mangel an geschlechtsspezifischer Aufmerksamkeit kann zu suboptimalen Behandlungsergebnissen führen“, schlussfolgerte die Herzchirurgin Viyan Sido.
Die Versorgung betroffener Frauen verzögere sich durch die falsche Einordnung und könne wertvolle Zeit vergehen lassen. Nach Angaben der Healthcare Frauen sterben in Deutschland jährlich rund 20.000 Frauen an einem Herzinfarkt. Sido betonte: „Es gilt, das Bewusstsein für die Relevanz der Gendermedizin zu schärfen und sicherzustellen, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der medizinischen Praxis angemessen berücksichtigt werden.“
Dazu brauche es auch noch mehr große klinische Studien, vor allem hinsichtlich der Medikation, Dosierung und der Behandlungsmethoden. Die Forschung basiere meist auf männlich geprägten Daten, die in der Versorgung von Frauen zu Missverständnissen, Fehldiagnosen und falschen Behandlungsansätzen führen können, so die Expertinnen.
Doch auch die Frauen selbst müssten aufgeklärt werden, damit sie die Signale ihres Körpers besser einschätzen und deuten könnten, sagte Enise Lauterbach, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie. Nicht nur über öffentliche Kampagnen wie den geplanten #GoRed Day, der am 2. Februar 2024 stattfinden soll, sondern auch über Anlaufstellen wie Apotheken könnte im Alltag auf die Frauenherzgesundheit aufmerksam gemacht werden.
„Die Apotheke vor Ort ist wegen ihres niederschwelligen Zugangs und ihrer persönlichen Beratung optimal, um frühzeitig und flächendeckend über die typischen weiblichen Symptome bei einem Herzinfarkt zu informieren und Kundinnen über mögliche Risikofaktoren aufzuklären“, erklärte Anike Oleski, Apothekerin und Mitglied bei der Denkfabrik Apotheke.
Und auch in der Politik muss das Bewusstsein für Herzerkrankungen bei Frauen den Fachexpertinnen zufolge weiter geschärft werden. Das Bundesfamilienministerium plane zurzeit ein Gesetz, das die Früherkennung und Aufklärung fördern soll.
Mit dem #GoRed Aktionstag am 2. Februar 2024 möchte die Initiative auf die Frauenherzgesundheit aufmerksam machen und die Gesellschaft für die Thematik sensibilisieren. Unterstützerinnen und Unterstützer können mit einem roten Kleidungsstück oder Accessoire an diesem Tag ein Zeichen setzen.
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