Interaktive Karte zur Verbreitung von Ersthelfersystemen in Deutschland soll qualifizierte Menschen zur Registrierung motivieren
Ulm, 10.04.2025
Die Arbeitsgruppe Smartphone rettet Leben des Deutschen Rates für Wiederbelebung (German Resuscitation Council; GRC) hat eine neue interaktive Karte entwickelt. Diese Karte bietet einen zentralen Überblick über alle bestehenden Ersthelfersysteme in Deutschland. Sie zeigt, welche Systeme in welchen Regionen aktiv sind, liefert wichtige Informationen zu Registrierungsmöglichkeiten und erleichtert die Vernetzung von Helfer*innen und Organisationen. Durch die visuelle Darstellung unterstützt sie die Weiterentwicklung und Optimierung dieser lebensrettenden Netzwerke. Das Überleben der vielen betroffenen Menschen wird damit in Zukunft deutlich verbessert. „Wer in einem Gesundheitsberuf arbeitet, in einer Hilfsorganisation oder Feuerwehr tätig ist und in den Maßnahmen der Wiederbelebung trainiert ist, kann sich auf der neuen Übersichtskarte informieren, wie eine Registrierung in der lokal etablierten Ersthelfer-App möglich ist.“ erklärt Professor Michael Müller, Sprecher der Arbeitsgruppe im GRC.
Warum ist diese Karte wichtig?
• Transparenz und Information: Die Karte stellt erstmals eine zentrale Übersicht über alle bestehenden Ersthelfersysteme bereit, die ständig aktualisiert wird. Dadurch können Fachkräfte des Gesundheitswesens und politische Entscheidungsträger*innen schnell erfassen, wo bereits gut funktionierende Systeme existieren und wo noch Handlungsbedarf besteht.
• Erhöhte Ersthelfer*innen-Beteiligung: Wer sich engagieren möchte, erhält über die Karte direkt Informationen zu Anmeldeverfahren und Ansprechpartner*innen der verschiedenen Systeme. Dieses erleichtert den Zugang für potenzielle Helfer*innen und fördert eine stärkere Beteiligung.
• Unterstützung für Verantwortliche: Die Karte hilft Verantwortlichen in Leitstellen, Kommunen und Organisationen, einen Überblick über die regionalen Ersthelfersysteme zu behalten. Zudem können Organisationen, die Ersthelfersysteme etablieren möchten, von bestehenden Erfahrungen profitieren und sich besser vernetzen.
„Wir, als Fachgesellschaft für die Wiederbelebung, sind der zentrale Akteur für diese neue Plattform. Mit unserer Expertise, Vernetzung und evidenzbasierten Empfehlungen tragen wir maßgeblich zur Verbreitung von Ersthelfersystemen bei. Wir freuen uns sehr über diesen neuen Meilenstein und sind sehr stolz, diese interaktive Karte nun zu etablieren.“ sagt Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Bernd W. Böttiger, Vorstandsvorsitzender des GRC.
Was sind Ersthelfersysteme?
Bei einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand kommt es innerhalb von 3-5 Minuten zu irreversiblen Schäden im Gehirn, wenn keine umgehende Herzdruckmassage durchgeführt wird. Dies ist der Grund dafür, dass von den ca. 70.000 Patient*innen, die in Deutschland jährlich einen plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand außerhalb von Krankenhäusern erleiden und vom Rettungsdienst versorgt werden, bisher nur etwa 10% überleben.
Wenn der professionelle Rettungsdienst in Deutschland alarmiert wird, treffen in Großstädten die ersten Rettungskräfte häufig im Mittel erst nach 9 Minuten ein, in ländlichen Gebieten jedoch oft wesentlich später. Und selbst 9 Minuten sind bei einem Herz-Kreislaufstillstand zu lange. Durch die flächendeckende Einführung von App-basierten Ersthelfersystemen könnten tausende Menschen jedes Jahr zusätzlich einen Herz-Kreislaufstillstand überleben. In Deutschland gibt es sechs Ersthelfersysteme, vier davon sind überregional etabliert. Die Systeme unterscheiden sich hinsichtlich der geforderten Mindestqualifikation und auch im Alarmierungsablauf: Einige Systeme können nur Ersthelfende alarmieren, die in der jeweiligen Region registriert sind, andere Systeme alarmieren auch über die Landkreis- oder Landesgrenzen alle registrierten Helfer*innen.
Unsere Forderung an die Politik!
Leider haben noch nicht in allen Regionen die Bürger*innen im Falle eines Herz- Kreislaufstillstandes dieselbe Chance, das Ereignis ohne bleibende Schäden zu überleben. Viele Landkreise und Städte sind auf der Übersichtskarte noch weiß. Der GRC fordert daher einen flächendeckenden Ausbau in allen Bundesländern. Weiterhin muss ein flächendeckendes Netz an öffentlich zugänglichen Defibrillatoren (Automatisierte Externe Defibrillatoren, AED) etabliert werden. Die Standorte der AED müssen in Datenbanken erfasst werden, die mit den Ersthelfersystemen verbunden sind. Wenn bei den Betroffenen rechtzeitig mit der Herz-Druckmassage begonnen wird und eine eventuell notwendige Defibrillation vor Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgt, haben diese eine echte Chance zu überleben.
„Mit modernen App-basierten Ersthelfersystemen kann erreicht werden, dass der oder die erste Helfer*in nach weniger als vier Minuten am Einsatzort eintrifft.“ erklärt Privatdozentin Bibiana Metelmann, stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgruppe Smartphone rettet Leben.Die scheidende Bundesregierung hatte eine Reform der Notfallversorgung geplant. In der „Neunten Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission: Reform der Notfall- und Akutversorgung: Rettungsdienst und Finanzierung“ wurde bereits empfohlen, dass flächendeckend Ersthelfer-Apps eingeführt werden und diese mit AED (automatisierten externen Defibrillatoren)-Registern vernetzt sind. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Rettungsdienst und Krankenhausbehandlung, aber nicht für die Ersthelfersysteme. Hier ist nun die Politik gefordert: die neue Bundesregierung muss dafür sorgen, dass diese Systeme, die in der Regel nur wenige Cent pro Bundesbürger kosten, schnellstmöglich überall etabliert werden.
Wo finde ich die neue interaktive Karte?
Auf der Homepage des GRC finden Sie die Karte, die umfassende Informationen zu den verfügbaren Systemen und deren Verbreitung bietet:
https://www.grc-org.de/unsere-arbeit-projekte/karte-ersthelfersysteme

Quelle: GRC-Pressemitteilung